Besondere Freundschaft

Colonel.

Ich atme tief und schließe meine Augen. Die Geräusche um mich herum sind ‘Natur pur’. Das Rascheln der Bäume, die Vögel, die geschäftig um mich herum pfeifen, der Geruch von gemähtem Gras und in der Ferne eine sanfte Brise von einem der Pferde. Noch ein tiefer Atemzug und ich spüre, wie sich mein Körper langsam entspannt. In dieser Stille ergreift mein Gehirn seine Chance. ‘Jetzt kannst du mich noch besser hören’, scheint es zu sagen.

Alexandras Aufgabe war es, einfach ‘da zu sein’. Im Jetzt zu stehen, hier mit geschlossenen  Augen und zu sehen, was hereinkommt. Als mensch will man alles erklären; warum kommt gerade dieser eine Gedanke herein? Warum diese Geschichte? Hatte ich diese Flashbacks nicht schon längst weggesteckt, verarbeitet und weitergemacht? Aber nein, das Gehirn erzählt nie die Geschichte, die man hören will. Sie ist immer anders als das, was man zu lenken versucht. Und so schießen mir einige Bilder aus der Vergangenheit durch den Kopf, Bilder, die mich bewegen. Nicht, weil sie so schön sind, sondern vor allem, weil sie so intensiv waren. Plötzlich höre ich neben mir Hufe im Sand. Komischerweise schaffe ich es, meine äugen geschlossen zu halten und mich diesem Moment hinzugeben. Ich spüre eine weiche Schnauze, die sich gegen meine rechte Hand drückt und sanft und leise atmet. Mein Gehirn ist immer noch aktiv, aber mein Körper wird immer ruhiger. Als ich langsam die Augen öffne, hebt Floris, eines der Pferde in der Meute, leise seinen Kopf und legt ihn mit einem tiefen Seufzer sanft auf meine rechte Schulter und bleibt dort. Alexandra, die in einiger Entfernung steht, erklärt mir ruhig, dass dies die ‘tröstende’ Hand auf der Schulter symbolisiert. Das entspricht meinem Bedürfnis in diesem Moment, Trost. Es ist kein Sport, mich zum Weinen zu bringen, ich bin ein emotionaler Bausatz, der sich im Übergangsalter befindet, aber Für einen Moment ist das wirklich angebracht. Zusammen mit seinem anderen Pferdekumpel Navida treibt Floris dann die Arena mit Umarmungen um. Während ich Alexandra meine Gedanken mitteile, ist die idee, die Figuren in dieser Geschichte durch dies Umarmungen zu formen. Auf diese Weise bekommt jeder seinen Platz, symbolisch um mich herum, oder umgekehrt weit weg von mir. Auf diese Weise kann ich jemanden seine Freiheit lassen. Es wirkt befreiend, den Hirnnarben auf diese Weise einen physischen Platz zu geben. Floris schiebt mich sanft, aber bestimmt zur Seite, wenn ich mir in meiner Geschichte die Schuld gebe. Es ist, als wolle er mir klar machen, dass ich es nicht kontrollieren kann. ‘Du kannst nicht alles kontrollieren’, sagt Alexandra. Sie arbeitet seit vielen Jahren mit ihrem Rudel und weiß  besser als jeder andere, wie diese wunderbaren Tiere in der Lage sind, unsere Gefühle zu spiegeln. Während ich früher auch ein kleines Vertrauensproblem mit Pferden hatte, gibt es jetzt nichts, aber auch gar nichts mehr davon. Selten habe ich mich so sehr entspannen können wie an diesem Nachmittag bei Alexandra in der Außenanlage mit den American Quarter Horse Rudel Triangles & Colonel und den Welsh Ponys Navida & Floris.

Colonel. Das Pferd, mit dem alles begann. Heute Nachmittag ist er weiter weg vo mir, nur Beobachter und rangniedrigste Person in der Gruppe, erzählt sie mir. Aber für mich symbolisiert er eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens. Ich war schon einmal hier, im Jahr 2017, mit einem Yogawochenende meiner Yogagruppe aus Brielle. Es war eine’ einmalige Sache’ weil das Leben damals nicht viel Gelegenheit bot. Aber es war ein goldenes Begegnungen, Gesprächen und gutem Essen. Und Colonel. Wir wohnten damals auf der Wiese des Gutes BoksheideBuiten. Eines Morgens, ich bin oft früher als früh wach, so auch damals, schlenderte ich im Sommertau über die Wiese. Das schöne Pferd am Zaun erregte meine Aufmerksamkeit. Als ich auf der Zaun zuging, stellte sich heraus, dass ich nicht der einzige Frühaufsteher war. Alexandra ging mit dem Pferd in der Reithalle spazieren, und wir lernten uns kennen und kamen ins Gespräch. Über die Natur, über Yoga und schließlich über die Kraft der Pferde. Sie bat mich, am Machmittag mit den anderen aus der Gruppe wiederzukommen, damit sie zeigen konnte, was die Atmung bereits bei Pferden bewirken kann.

Als ich am Nachmittag auf der anderen Seite des Zauns in der Reithalle stand und die anderen Teilnehmer sich neugierig über den Zaun lehnten, sah ich Colonel direkt vor mir. Sein Kopf auf neugierigem Ständer, wachsam. Alexandra bat mich, mich direkt vor ihn zu stellen und meine rechte Hand über seine Augen, zischen seine Ohren zu legen. Wie im Yoga gelehrt, atmete ich tief durch und Oberst blieb aufmerksam und neugierig. Auf Alexandras Anweisung hin änderte ich meine Atmung in dem von ihr angegebenen Rhythmus, und irgendwie begannen Oberst und ich synchron zu atmen, wobei meine hand immer noch auf seiner Stirn lag. Als ob alles für einen Moment stillstünde und nur er und ich im Raum wären, begann der Oberst langsam seinen Kopf  zu senken. Ganz leise, ruhig, tiefer und tiefer. Seine Augen entspannten sich, und die Wachsamkeit wurde durch heitere Gelassenheit ersetzt. Ganz ruhig brachte Colonel schließlich seine Nase gegen meinen Bauch und blieb so. Tränen liefen mir über die Wangen. Es schien wie Magie, ein verschmelzender, universell magischer Moment. Mit leiser Stimme durchbrach Alexandra die Stille, und sowohl Oberst als auch ich wurden wieder Teil der Umgebung. Hinter mir, immer noch über dem Zaun schwebend, wurden auch die Tränen meiner Yoga-Kollegen weggewischt. Offenbar war ich nicht die Einzige, die gerührt war.

Zurück ins Jahr 2025. Die sozialen Medien sind viel ‘normaler’ und ich folgte Alexandras Ista-Account BoksheideBuiten. Ich habe die Geschichte über Colonel oft mit meinen Mitmenschen geteilt, so auch kürzlich mit einer Freundin, die sichtlich berührt war. Ich begann mich zu fragen, ob ich Alexandra nicht wissen lassen sollte, wie sehr dieser Moment die Menschen bewegt hatte und immer noch bewegt, wenn ich ihn erzähle. Ich kannte Alexandra sonst nicht, hatte seit jenem Nachmittag im Jahr 2017 noch nie mit ihr gesprochen. Also schickte ich eine DM an BoksheideBuiten und innerhalb eines Tages bekam ich eine tolle Antwort von Alexandra. Ob ich wüsste, das auch sie diesen Moment nie vergessen hatte. Denn obwohl sie damals schon Erfahrung mit Pferdecoaching hatte und den Kurs beschuchte, hatte sie so eine Verbindung noch nie gesehen. Außerdem stellte sich heraus, dass sie meine Website joanshome schon seit mehreren Jahren verfolgte. Ich war völlig überrascht. Noch mehr, als Alexandra mich einlud, eines Tages wieder nach Eersel zu kommen und beirr zu wohnen. Dann konnte ich Colonel wiedersehen, meine Schreibtipps weitergeben und einmal an ihrem geschäftigen BoksheideBuiten-Leben teilnehmen. BoksheideBuiten sind die Ferienhäuser, die sie vermietet, und daneben arbeitet sie als Pferdecoach und Trainerin. Es war und ist eine außergewöhnliche Geschichte. Zwei völlig Fremde, die sich gegenseitig so beeindrucken, ohne es zu wissen.

Es wurde ein fantastisches Wochenende, ich half in der Ferienwohnung mit und zusätzlich zum  nachmittäglichen Pferdetraining nahm Alexandra mich auf einen wunderbaren Spaziergang im Kempen Moor mit. Die ohrenbetäubende Stille dort ist so beruhigend, wie eine warme Umarmung mit der Natur. Alexandra teilt gerne ihre Erfahrungen mit, über das Leben, die Pferde und die Natur. Im Gegenzug teile ich gerne meine Erfahrungen und Wünsche als Schriftstellerin, passend zu Alexandras neuer Blogseite, und so sind diese Gastblogs entstanden. Und nun zurück in der Vorstadt, weg von der schönen Umgebung von Eersel. Aber um eine besondere Freundschaft reicher.

Related posts

Arbeiten bei BoksheideBuiten

BuitengewoonStoer.

Im Büro zu schuften ist etwas ganz anderes als ein Ferienhaus zu vermieten. Wir alle kennen die romantische und idealistische…

Read More

Jacqueline mit den Pferden

Ich bin dankbar.

Dankbar ist in der Tat des Wort, das ich für diese erste Erfahrung mit dem Pferdecoaching erwähnen muss.

Was…

Read More

Fungieren kann man lernen

Jacquelien Erfahrungen…

Heute Morgen bin ich mit Alexandra zu den Ponys gegangen, um mit ihnen Bodenarbeit zu machen. Wir sind zu…

Read More

Search

Juli 2025

  • M
  • D
  • M
  • D
  • F
  • S
  • S
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 12
  • 13
  • 14
  • 15
  • 16
  • 17
  • 18
  • 19
  • 20
  • 21
  • 22
  • 23
  • 24
  • 25
  • 26
  • 27
  • 28
  • 29
  • 30
  • 31

August 2025

  • M
  • D
  • M
  • D
  • F
  • S
  • S
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 12
  • 13
  • 14
  • 15
  • 16
  • 17
  • 18
  • 19
  • 20
  • 21
  • 22
  • 23
  • 24
  • 25
  • 26
  • 27
  • 28
  • 29
  • 30
  • 31
0 volwassenen
0 Kinderen
Pets
Format
Prijs
Prestations de service
Inrichting

Compare listings

Vergelijk